gaesdoncker.de Gregor Hens Marcus Ingendaay Paul Ingendaay Pascal Nicklas Christoph Peters Georg Maria Roers Hermann Josef Schueren

Übersicht - Autoren (fiction) - Christoph Peters

Christoph Peters
Stadt, Land, Fluß (Hc.)
Roman


"Nachdem Hanna sich endlich entschlossen hatte, mich zu lieben, erklärte sie unsere Geschichte umgehend zum Wunder."

"Seit Gabriel Celestes 1605 mit dem Erscheinen des ersten Teils seines berühmten Romans Der gesottene Ochse oder Von der vielfältigen Lust des Fleisches die moderne Erzählkunst begründete, haben Schriftsteller versucht, den Leser über den Wirklichkeitsgrad ihrer Geschichten zu täuschen." Mit diesem für den weiteren Romanverlauf äußerst wichtigen Fingerzeig beginnt eine komisch-tragische Liebesgeschichte, die gleichzeitig ein literarisches Spiel mit Fiktion und Realität ist.

Thomas Walkenbach, der Erzähler in Stadt Land Fluß, ist dreiunddreißig und Kunsthistoriker. Zu Beginn des Romans in ausgesprochen schlechter Verfassung, hadert er mit den ungleich erfolgreicheren Kollegen und trinkt Unmengen von Schnaps. Seit Jahren bearbeitet er abwechselnd die Philosophie der Zentralperspektive und das Leben des Holzschnitzers Henrick Douwerman, ohne zu einem rechten Ergebnis zu kommen.

Seine Frau Hanna sorgt als Zahnärztin für beider Lebensunterhalt und ist nicht nur aus diesem Grund seine wichtigste Verbindung zur Außenwelt. Doch eines Tages ist Hanna nicht mehr da. Gründe dafür deutet Walkenbach nur an. Um so ausführlicher erzählt er seine Lebensgeschichte, allerdings in der für ihn günstigsten Version, Wesentliches stets verschweigend. Mit Selbstironie und Galgenhumor zieht er den Leser hinein in die Welt seiner Kindheit in Niel, einem niederrheinischen Bauerndorf, dessen rauhe Lebenswirklichkeit ihn in die Kunst der spätgotischen Bildschnitzer flüchten läßt, vom Studium in der Großstadt, aus deren Hektik er sich in die klaren Linien der italienischen Renaissancemalerei träumt. Er erzählt von den ersten ungelenken, dann erfolgreichen Versuchen, Hannas Liebe zu gewinnen, während er auf dem Behandlungsstuhl in ihrer Zahnarztpraxis sitzt, und von "Glück der Kategorie, die in der Brust schmerzt".

Ironisch, zärtlich und mit hintersinnigem Humor, in einer präzisen, zuweilen harten, immer poetischen Sprache, verfolgt der Roman Stadt Land Fluß die Geschichte der einzigartigen Liebe von Hanna und Thomas Walkenbach: den Weg der großen Gefühle durch die Banalitäten des Alltags, hinein in eine fatale Abhängigkeit, die für Walkenbach nur mit zunehmend raffinierteren Strategien des Selbstbetrugs zu bewältigen ist. Und zusehends treten die wahren Gründe für Hannas Abwesenheit zutage.

Christoph Peters legt mit seinem ersten Buch einen modernen Schelmenroman vor, voller Intelligenz, sprachlicher Genauigkeit, Humor und einiger Hinterlist. Und er gibt dem Leser, der bei dieser fesselnd erzählten Geschichte stets auf der Hut sein sollte, einige Rätsel auf, indem er ihn von der ersten Seite an auf eine ebenso nachdenkliche wie amüsante literarische Spurensuche schickt.

Der Autor
Christoph Peters wurde 1966 in Kalkar am Niederrhein geboren und studierte nach dem Abitur Malerei an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe, 1993 als Meisterschüler. Von 1995 bis 1999 war Christoph Peters am Flughafen Frankfurt/Main als Fluggastkontrolleur beschäftigt. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Berlin.

Pressestimmen


"Christoph Peters spielt in seinem Debütroman Stadt Land Fluß gekonnt mit der Existenzfrage. Kühe, Deiche, Kopfweiden, Kneipen mit Zigarrengestank, auf der Getränkekarte das obligatorische 'Herrengedeck' aus Pils und Korn: der Niederrhein, literarisches Brachland. Konrad Duden lebte hier, ohne große grammatikalische Spuren in der Ausdrucksweise der Bevölkerung zu hinterlassen ... Peters Debüt ist kein üblicher Mann-sinniert-rauchend-am-Fenster-Text, er spielt gekonnt auf mehreren Ebenen und vermischt die wissenschaftlichen Kunsttraktate mit Spekulationen über die menschliche Existenz. 'Gott, der immer alles aus allen Blickwinkeln gleichzeitig gesehen hat, wird 1.) mathematisch undenkbar, 2.) bedeutungslos, denn die Welt ist zersplittert und spiegelt ihn nicht mehr (...) Ein Zucken der Pupille verschiebt alle Parameter. Wie soll man sich da verständigen?'"
(Abendzeitung, 05.02.1999)

"Eine Mordsgeschichte wäre Stadt Land Fluß auch ohne Tötungsdelikt. Peters ist ein eminent kluger und genauer Erzähler, ein ausgezeichneter Architekt lebensechter Atmosphären, und die Klaviatur der Töne beherrscht er auch virtuos: Ironie, Leichtigkeit und Witz (Walkenbach über Zahnärzte: 'Gibt es einen vernünftigen Grund, außer Geldgier, warum man Zahnmedizin studiert?'), Poesie, Lakonie und tiefen Ernst."
(Die Welt, 06.02.1999)

"Kaum zu glauben, daß dieser Roman ein Debüt ist, denn der Autor Christoph Peters beherrscht sein Handwerk mit erstaunlicher Sicherheit. Auf den ersten Blick ist es eine einfache Geschichte. Da erzählt der ehemalige Student von den zehn Jahren mit der Zahnärztin Hanna, in denen er keines seiner Buchprojekte zum Abschluß gebracht hat, weder die Monografie über den niederrheinischen Bildschnitzer Henrick Douwerman noch die große Studie über die Bedeutung der Zentralperspektive für die Entwicklung des modernen Bewußtseins."
(FOCUS, 08.02.1999)

"... So unsentimental wie auf den letzten Seiten dieses Romans ist im Vorraum der Todesangst vielleicht selten erzählt worden. Hier, wo die Worte fehlen, das routinierte Erzählen verstummt, kommt der Ton aus dem stillen Zentrum der Ratlosigkeit: Alles ist, wie es ist, und es ist sinnlos. Die Unfähigkeit, mit dem Sterben zu leben, mit der Veränderung, mit dem Verfall; die Wut, die Verlogenheit, wenn das Spiel aus allen Beteiligten nur noch Verlierer macht: Christoph Peters hat diesem grossen Thema im letzten Kapitel seines Débuts eine beklemmende Spannung verliehen - ohne Kunstgeschichte, Bauernsterben und poetologische Selbstreflexion. Stadt, Land, Fluss: die Namen der wichtigsten Orte sind auf keiner Strassenkarte verzeichnet. Heimat, Herzkammer, Himmel, Hades. Stopp. Das Spiel ist aus, das Leben geht weiter."
(Neue Zürcher Zeitung, 25.03.1999)

"Christoph Peters erzählt so raffiniert, daß man es zunächst gar nicht merkt - was in der deutschen Gegenwartsliteratur fast ein Novum ist. Dabei greift er ein beliebtes Motiv christlicher Kunst auf: die von Douwerman in der Nikolaikirche von Kalkar und im Xantener Dom geschaffenen Darstellungen der Wurzel Jesse."
(Rheinischer Merkur, 05.02.1999)

"Am Anfang denkt man, verstanden zu haben: Geschichte, auch die vom eigenen Leben, kann man auf verschiedene Weise erzählen - jeder kann sie sich anziehen, wie er sie braucht. Dann denkt man, der Autor hat den Spieß umgedreht, er zieht seinen Figuren die Geschichten, die nur Hüllen sind, systematisch aus. Dann merkt man, daß es ihm mit seiner Beziehungsgeschichte furchtbar ernst ist. Und dann entwickelt sich diese Geschichte nochmal anders als gedacht, Spiel und Ernst und Tod vereinigen sich. Laurence Sterne und Rousseau gehören zusammen."
(Süddeutsche Zeitung, 08.02.1999)

"Was ist das für ein Senkrechtstarter! Dem 33jährigen Deutschen Christoph Peters ist mit seinem Debütroman Stadt Land Fluß ein wuchtiger Wurf gelungen. Dieses Buch ist ein Glücksfall. Unwiderstehlich in seinem Einfallsreichtum. Mitreissend in seiner Flut der Geschichten. Elektrisierend in seiner Ironie. Berührend in seiner verzweifelten Komik. Und die Liebesgeschichte? Sie zeigt die Beziehung zwischen einer Zahnärztin und einem Kunsthistoriker."
(Tages-Anzeiger, 13.02.1999)

"Peters ist ein eminent kluger und genauer Erzähler, ein ausgezeichneter Architekt lebensechter Atmosphären, und die Klaviatur der Töne beherrscht er auch virtuos: Ironie, Leichtigkeit und Witz, Poesie, Lakonie und tiefen Ernst. Dieser Roman hat es wirklich faustdick zwischen den Zeilen."
(Die Welt)

Frankfurter Verlagsanstalt, 1999, 278 S.
19,50 Euro
Hardcover
ISBN: 978-3-627-00066-0



Titel gebraucht, antiquarisch & neu kaufen bei:

Angebot suchen und bestellen bei booklooker

Angebot suchen und bestellen bei medimops

 

© 2006 - 2023 cclive.net
The Network
cc-live - Redaktionsbüro / Internetagenturcc-live

Google
  Web www.gaesdoncker.de